Karl Gerstner, geboren in Basel, war ein Theoretiker, Grafiker, Maler und Autor. Als Grafiker und Mitbegründer der international agierenden Werbeagenturen „Gerstner + Kutter“, später „GGK“ ist er einer der Protagonisten der erfolgreichen Schweizer Grafik. Als Autor hat Gerstner zahlreiche Artikel und Bücher über Kunst verfasst, wie den Klassiker der Gestaltungslehre „Kompendium für Alphabete. Systematik der Schrift“, 1972. Als Theoretiker ist er vor allem mit seiner Schrift „Kalte Kunst? Zum Standort der heutigen Malerei“, 1957, hervorgetreten. Gerstners Kunst ist eine Recherche, die in seinem Atelier, seinem Labor, ausgeführt wurde und auf zwei Säulen basiert: der Suche nach bildnerischen Systemen und der Erforschung der Farbwirkungen. Gerstner ersinnt über das Einzelwerk hinaus ganze Bildsysteme, aber auch das Einbeziehen des Betrachters ist in seinen Werken von zentraler Bedeutung. Ferner spielte die Veränderbarkeit des Bildes, ob mechanisch oder optisch, seit dem Austausch der Op Art und der kinetischen Kunst in den 1960er Jahren eine wesentliche Rolle in Gerstners Werk.

Die systematische Unterteilung seines Werkes in Kapitel beginnt in den 1950er Jahren mit den „Aperspektiven“ und den „Reihenbildern“, zu denen auch die Arbeit „Progressive Penetration“, schwarz-weiss, 1960, zählt. Gerstner ist ein führender Vertreter der „Konkreten Kunst“, die von Joseph Albers und Max Bill popularisiert wurde und setzt sich intensiv mit den Zürcher Konkreten auseinander. Aufgrund einer Analyse Gerstners von konkreten Werken, welche für ihn obschon in ihrer formalen Struktur transparent und schlüssig sind, jedoch nicht mit der Farbe korrelieren, wollte er konstruktive Bilder schaffen, in denen Form und Farbe eine Einheit bilden. Die Formen wurden aus zahlenmässig gleichen Abständen und die Farben aus empfindungsmässig gleichen Abständen gebildet. In konsequenter Entwicklung serieller Prinzipien wandte er sich dann mit den Werkgruppen der „Color Sounds“, „Color Lines“ und „Color Forms“ vornehmlich der Farbe und ihrer Wirkung zu.

Karl Gerstner war an verschiedenen internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten:
an der Documenta 3 und 4 in Kassel, der Biennale in Venedig, im Wallraf-Richartz-Museum in Köln, im Kunstmuseum Bottrop, im Von der Heydt-Museum in Wuppertal, im Museum of Modern Art in New York, im Palazzo Reale in Mailand, im Centre Pompidou in Paris, im Kunstmuseum Winthertur, im Kunsthaus sowie im Helmhaus in Zürich, im Museum für Gegenwartskunst Basel und im Kunstmuseum Solothurn.

Seine Werke wurden unter anderem auch in folgenden Galerien ausgestellt:
Galerie Denise René in Paris, Galerie Der Spiegel in Köln, Galerie Hans Mayer in Düsseldorf, Staempfli Gallery in New York und Galerie Beyeler in Basel.

Text zitiert nach: (gekürzt)
Minimalism in Germany. The Sixties. Minimalismus in Deutschland. Die 1960er Jahre, Renate Wiehager, Hrsg., Daimler Art Collection, Hatje Cantz, Ostfildern 2012, S. 254.